Ihr werdet es noch merken: die Babyhaube ist zu meinem Strickfavorit geworden.
Ist sie doch auch so praktisch. Eine Mütze die einfach mitwächst.
Erst den Rand umgeschlagen, ist sie für ein Frühchen passend und kann dann später bis zu einigen Monaten „mitwachsen“. So hat man länger was davon.
Bei Mützen hingegen sind die Größen eher wie in Beton gegossen. Entweder sie passt, oder eben nicht. Der Kopfumfang ist hier das feste Maß.
Nun habe ich auch hin und wieder derart dickes Garn, welches sich sowieso problemloser in Reihen zur Haube stricken lässt. Nadelgröße 6 bis 7 – da liegt mir die Rundstricknadel näher als das dicke Nadelspiel.
Also hier eine der einfachsten Mützen überhaupt. Ein gerades Stück hoch, dann im Matratzenstich zusammen nähen, Bänder dran – fertig.
MP: 17M X 10R
Mit Rundnadel 7 36M anschlagen und 4 Reihen im Bündchenmuster 1re/1li stricken. Weiter glatt rechts ca. 15 cm hoch stricken. Dann Abketten.
Einmal falten und die hintere Seite zusammen nähen.
Für die geflochtenen Bänder einen hellgrünen und einen dunkelgrünen Faden von gut 65 cm Länge abschneiden und durch die Ecken der Mütze ziehen. Beide dunkelgrüne als einen Faden mit den einzelnen zwei Hellgrünen verflechten.
Am unteren Ende verknoten.
Der Winter ist zurück. Und es sind diese besonders schönen Wintertage, an denen nicht nur viel Schnee liegt, sondern noch die Sonne scheint. Mein Herz frohlocket.
Und diese Schneetage sind zudem hervorragend dazu geeignet, all die Wollsachen zu „waschen“ die nicht in der Maschine gewaschen werden dürfen. Sämtliche Schals, Handschuhe und Mützen bekommen nun ihre Handwäsche der besonderen Art und werden ausgiebig im Schnee gewälzt. Ausschütteln, trocknen lassen und fertig. Alles frisch. Das nutze ich jedes Mal nur allzu gern. Und auch wenn es nur Kunstfell ist, waren heute gleich noch die umgeschlagenen Fellränder meiner kurzen Winterstiefel dran.
Nun wird mein Stapel an Baby Wollmützen immer höher und ich möchte Euch nur zu gern davon zeigen. Jede ist anders und wird damit zum Unikat.
Langsam aber stetig arbeite ich mich durch meine vielen gespeicherten Anleitungen und bin dann hin und wieder damit überfordert. Ich suche und suche und hoffe jedes Mal darauf, die geeignetste für das noch vorhandene Garn zu finden. Nicht immer ganz leicht. Ich habe nun nicht mehr Massen an Wollknäuel in der Kiste, aber von dick bis dünn, also Nadelgröße 8 bis 4, ist noch alles dabei.
Hier habe ich das Garn „Cumba“ von GGH verarbeitet. Die Lauflänge von 150m ist sehr gut für Babymützen geeignet. Dafür hat es die richtige Dicke.
Hier ist der überwiegende Teil Schurwolle, mit einem Anteil von Alpaka und Polyacryl. Sie ist sehr weich und kuschlig, und gerade noch formstabil. Aber vor allem sehr leicht.
Und wie manche vielleicht schon gelesen haben, bekommen sie seit neuem von mir Namen nach ukrainischen Städten. Den Grund könnt ihr Euch ganz sicher denken und auch hier noch einmal nachlesen.
Dies hier sind einmal die „soledar“ und die „snischne“, und wurden, etwas abgewandelt, nach der Anleitung „Winter Baby“ von Drops gestrickt.
Die rechte „slawjansk“ habe ich nach eigener Anleitung gefertigt.
in die jahre gekommen, und dennoch attraktiv geblieben. die matrjoschkas aus kiew.
Zu Ostern kam die Familie zusammen und schnell kam das Thema Ukraine auf den Tisch. Wir kennen die Ukraine ganz gut. Zumindest die Ukraine von 1977.
Meine Eltern noch viel besser als ich, weil ich noch zu klein war. Aber ein paar wenige Erinnerungen habe auch ich. An Jalta zum Beispiel. Diese warme strahlende Stadt mit den ersten Palmen meines Lebens. Was war das exotisch.
Sehr erschreckend und traurig finden es meine Eltern, die jede Stadt, die jetzt von den Russen beschossen und zerstört wird, kennengelernt haben und sich nun vorstellen müssen wie es heute dort aussehen mag.
Shaginia – Lwow – Kiew – Charkow – Saporoshje – Poltawa – Kiew – Rowno – Shaginia, so unsere Reiseroute.
Die schönen Erinnerungen aber bleiben zum Glück. Und die sind bunt und lebendig. Fast jeden Abend eine Hochzeit im Hotelrestaurant. Überall interessierte und freundlich zugewandte Menschen.
Mit unserem blauen Lada 1300 fuhren wir Drei mit der Oma in 6 Tagen ans Schwarze Meer.
Ein Reisebüro plante die Stationen mit den Übernachtungen in den Motels und wir brauchten nur noch an den vereinbarten Zielorten einzutreffen.
Die Reiseroute begann erst in Lwow (Lemberg). Bis dahin musste jeder selbst finden. Weitere PKW-Reisende wie wir unternahmen dieselbe 3 wöchige aufregende Tour. Doch erst später, nämlich beim zweiten Abendessen in Kiew, lernte man sich im Motel überhaupt erst kennen. Jeder fuhr für sich und es gab auch keinen Reiseleiter oder -verantwortlichen. Allein die Reiseunterlagen zeichneten den 3500 km langen Weg nach Jalta auf.
die autos der reisegruppe aus der ddr. alle robust und zuverlässig genug für eine längere tour.
Die Erinnerungen der Familie sind so vielfältig wie es das Land war.
Zum Beispiel, dass es auf dieser Strecke bis Kiew Brauch war dass ausschließlich Omas die Kühe hüteten, ohne Ausnahme. Und es aber nach Kiew ausschließlich die Opas waren, die die Kühe hüteten. Ohne Ausnahme.
Da ich selbst nicht so viel dazu beitragen kann von dieser Fahrt zu erzählen, hier ein paar weitere Reise – Aufzeichnungen aus der Familie:
Unterwegs standen oft alte Frauen am Straßenrand und verkauften Obst und
Gemüse. Man musste aber immer gleich einen Eimer nehmen und was sollten wir
damit? So kam ein Kauf für uns nicht in Frage. Die Männer lagen am Waldrand
und spielten Karten. Manchmal lief jemand mit einer Kuh am Strick die Straße
entlang, die sich endlos dehnte. Man freute sich immer, wenn man jemand aus
der Reisegruppe überholte oder er uns. An einigen großen Kreuzungen waren
kaputte Autos als Warnung vor Verkehrsunfällen auf hohen Sockeln aufgestellt.
Und wenn man an Ortschaften vorüber kam und es wurde eine Maschine oder ein
Traktor oder Auto repariert, lagen die Monteure im schwarzen Anzug darunter.
Wir haben gesagt, das sind die Anzüge, die bei uns endlos lange im Kaufhaus
hingen und die keiner wollte! An der Tankstelle ließen die Einheimischen
gleich mal den Tankschlauch mit laufendem Benzin liegen, bis der Nächste
tankte. Kraftstoff war ja billig.
Kiew: Ankunft im Motel. Als erstes wollten wir baden, es gab aber kein
warmes Wasser. Vater ist mit einigen Reisegefährten in die Stadt gefahren. Wir
Drei blieben im Hotel. Wir sind dann ins Restaurant gegangen und haben etwas gegessen. Dort war Tanz und ein Einheimischer forderte mich zum
Tanz auf. Ich weiß nicht mehr genau aber ich glaube ich habe mit ihm
getanzt. Spät Abends kam Vater wieder und brachte eine Bärenmaske und einen
Kugelschreiber zum Ausziehen mit. Er erzählte seine Erlebnisse, das war
interessant. In Kiew habe ich mir dann noch eine schöne Armbanduhr gekauft.
Leider war das metallene Armband zu weit, aber gegen eine Flasche Klaren hat
es ein Mann auf die richtige Länge gebracht.
Einreise nach Lwow: auf unbefestigter Landstraße kamen uns Leute mit
aufgeregt erhobenen Armen entgegen. In der Stadt angekommen, mussten wir unser
Hotel suchen, wollten aber nicht mit dem Auto rumkurven. Deshalb parkten wir
auf einem Parkplatz und ließen Oma und Daniela im Auto zurück. Wir fanden das
Hotel und kehrten zurück zum Auto. In dem saß völlig aufgebracht Oma und
erzählte, dass ständig Leute an die Scheiben geklopft hätten und etwas gewollt
hätten. Und nie wieder würde sie allein irgendwo warten!
Später konnten wir uns denken, was die Leute wollten. Vermutlich unsere Sachen
oder irgendetwas anderes abkaufen.
Mit dem Strickzeug in der Hand sitze ich gemütlich auf dem Sofa und vor mir zeigt sich der Krieg. So bizarr. Und so unglaublich und eigentlich unvorstellbar – bis man die Bilder sieht. Ein Schrecken Szenario, welches sich nur ein Irrer ausdenken kann.
Es gibt bei folgendem passendem Lied die Option „Untertitel“. Auch in Russisch!
Da sagte einst George Orwell: „Um die Lügen der Gegenwart durchzusetzen, ist es notwendig, die Wahrheiten der Vergangenheit auszulöschen.“ Dabei fällt mir gleich ein dass ich sein Meisterwerk „1984“ immer noch nicht gelesen habe. Aber mich verlangt es im Moment nicht so nach Gegenwartsliteratur. Lieber hänge ich da noch an „Madame Bovary“ fest, komme aber überhaupt nicht mehr zum Lesen. Das finde ich äußerst bedauerlich. Dabei ist das Buch recht spannend. Doch meine Tage sind eindeutig zu kurz.
Überall haben wir so viel anderes zu tun. Wir nähen Gardinen, wir bauen Regale und wir begradigen immer noch unseren Acker. Und das Frühjahr verlangt auch nach Pflanzen und neuem Rasen. Und ich muss stricken. Ich stricke wie wild. Manchmal wie eine Süchtige. Mache Musterproben, Abnahmeproben, stricke Zöpfe und Lochmuster und trenne dann doch alles wieder auf, weil ich damit unzufrieden bin. Eine Anleitung nach der anderen erweist sich als fast unbrauchbar. Dabei wollte ich einmal richtig „Strecke“ machen. Nach einem Blick ins neue Wollregal.
Mein Meister hat mir an eine Wand im Schlafzimmer ein großes Wollregal gebaut. Brettchen an Brettchen über Brettchen. Und all die kleinen bunten Knäuel wanderten erst fein nach Herkunft und Verwendung geordnet in durchsichtige Kisten, und dann ins Regal. Früher waren sie alle über die ganze Wohnung verteilt. Da wo Platz war und da wo ich sie gerade brauchte. In fast jedem Umzugskarton fand sich mindestens ein Karton Wolle an. Nun endlich bekamen sie ihren eigenen Platz im Regal. Das schafft Übersicht! Und nun sehe ich sie jeden Abend, beim letzten Blick zur Wand. Allerhand Kisten mit Wolle sehe ich da vor mir, die nur zu rufen scheinen: ‚Nimm mich, hol mich. Ich will eine Mütze werden.‘ Allein das Gefühl, dass das Stricken in der Bau- und Umzugszeit viiiel zu kurz gekommen ist, lässt mich jetzt an nichts anderes denken.
Aber sie brauchen doch alle Geduld. Jede einzelne. Und stricke ich nach meinem Gutdünken, dann klappt es doch auch. Also meist. Nur dachte ich, es soll mal neuere, andersartige geben, und dabei auch noch schneller gehen. Doch prompt entpuppte sich jede vermeintlich leichte Anleitung als Fehlgriff und ich brauchte nun einiges länger. Nichts stimmte. Keine Maßangabe erreichte die gewollte Größte, obwohl die Maschenprobe richtig war. Oder es war so dusselig beschrieben dass ich an meinen Strickfähigkeiten zweifelte. Da konnte dann auch die tollste Bebilderung nicht weiterhelfen. Nun will ich mich aber nicht weiter stressen lassen. Die übermächtige Strickwut verflüchtigt sich langsam. Und an den Anblick der Kisten habe ich mich auch schon fast gewöhnt. Die Aussage: „viel Wolle“ ist immer Ansichtssache und liegt im Auge der Strickerin selbst. Mützchen für Mützchen kommt also voran.
Dabei wandert mein Blick häufig nach draußen. Und es ist eine Freude in den eigenen Garten zu blicken. Na gut, den Ausdruck Garten kann man jetzt so und so sehen. Es sieht hier größtenteils eben noch nach Acker aus. Unsere aufgeschichtete Erde ist größtenteils verteilt, nur fehlt es jetzt noch am Fein Tuning. Eggern, Harken, Säen. Und dabei immer wieder Steine einsammeln. Unsere gesteckten Frühblüher Zwiebeln sind alle aufgegangen, und auch der erste Rasen sprießt. Von den Nachbarn erhaltenen wir hin und wieder weitere Blümchen dazu. Die Verbreitung wurde ihnen zu groß und sie wurden aussortiert. Für uns eine Freude wenn wieder ein Behälter mit Grünzeug am Gartenzaun hängt, was nach einem neuen Hafen ruft.
Wir lernen unsere neue Heimat Schritt für Schritt kennen. Wir laufen von einem Dorf zum nächsten und umrunden dabei gleich jeden Teich der uns bietet. Wir richten junge Obstbäume wieder auf, die in der geschützten Allee der Wind erfasste. Und dabei war noch kein Spaziergang ohne Rehe. Mit weitem Abstand, aber sie sind hier überall. Und steht der Mais hoch, werden sie wieder ihre kleinen Köpfe durch die dicken Stängel zur Straße hin durchstecken und nach freier Laufbahn Ausschau halten. Jetzt sehen wir sie weithin äsen, oder sie rennen weite Strecken über freie Felder, kreuzen die Straße und verschwinden wieder im Wald.
Vor meinem Fenster sehe ich zwei Schmetterlinge. Die ersten Hummeln suchen die Blumen auf. Der schwarze Kater zieht seine Runde und nimmt kurz Platz auf unserer Holzbank. Er ist ein rechter Sonnengenießer. Und ich sehe was da draußen noch an Arbeit auf uns wartet. Der lange und der kurze neue Grubber verlangen nach Ersteinsatz.