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Ach, wenn ich nur nähen könnte … seit Jahren ein gut abgenutzter Satz von mir … und er ist immer noch sooo aktuell.
Nun liegt es nicht allein an der Fähigkeit zu nähen, sondern hier ist es im besonderen schlicht und einfach meine Unfähigkeit so eine Nähmaschine zu bedienen. Diese Dinger sind mir einfach Teufelszeug und ich bleibe lieber bei Bambusnadeln.
Die einzige Nähmaschine, die ich in meinem Leben je angefasst habe war eine super leicht zu bedienende Kindernähmaschine, die nur ab und zu mit der Fadenspannung zu kämpfen hatte. Ein Stich für alles und die Puppenkleider und Bettbezüge hat sie mir im Alter von ca. 10 bestens gestaltet. Dieses kleine Gerät steht – glaube ich – auch noch im Keller. Und auch wenn sich heute die zig hundert Stiche fast von ganz alleine nähen, ich scheitere schon am Faden einlegen.
Mein Meister hat sich dieses neue Wunderwerk von Nähmaschine ausgesucht, sie für absolut nähtauglich eingeschätzt und möchte doch jetzt auch bitteschön damit nähen. Also: nix wie ran.
Doch was war? Das Nähen scheiterte fast. Nicht am Unvermögen meinerseits oder gar meisterseits – Gott bewahre – nein, das Stöffchen wollte nicht und sträubte sich vehement geordnet versäumt aus der Sache raus zu kommen. Dabei sah es anfangs noch so gut aus. Und war trotzdem später eine schier unmögliche Aufgabe es wie gewünscht zu verarbeiten. Sowas habe ich auch noch nicht erlebt.
Ich suchte nach einem Sommerrock. Einem schönen langen blumig leichten Sommerrock. Nichts zu finden auf weiter Flur. Zu groß, zu eng, nicht schwingend genug, einfach von allem was, nur nicht passend.
Aber ich hatte noch eine geliebte Vorlage hinten im Schrank. Einen schön fallenden schwingenden Rock. Dunkelbraun mit Blattmotiven. Ein wunderbarer Herbstrock zu kurzen Stiefeletten. Der aber nun nicht mehr ganz die passende Größe hat.
Also nimmt man diesen alten geliebten Rock, von dem man sich nie trennen möchte, und misst die Bahnen aus. Gibt dann eine kleine Zugabe obendrein und fertig ist das Schnittmuster für einen neuen Rock in passender Größe. (am bund wurde die abmessung auf ein neues maß leider schwieriger, daher entschied ich mich dort für einen gummizug)
Die Bahnen ließen sich auch gut zusammen nähen. Doppellagige Nähte. Alles kein Problem. Dann ging es aber irgendwann ans Versäumen der unteren Naht. Und da wurde plötzlich die einzelne Stofflage zur echten Gedulds- und Nervenprobe.
Ich kann es ja gar nicht richtig benennen, wie er eigentlich ist, der Stoff. Er ist dünn und leicht und zieht sich daher in alle Richtungen, sobald man ihn festhält. Dabei wurde auch schon beim Erwerb über Fadenverlauf und die Richtung der Nähte gefachsimpelt, um bloß ja nix am feinen Stöffchen zu versaubäudeln. Hatte die Verkäuferin aber nur mal eine Kante mit diesem Stoff versäubert? Ich weiß es nicht, bezweifle es und würde mit jetztiger Erfahrung alle vor dieser Prozedur warnen. Denn für uns war es unmöglich das korrekt hinzubekommen. Und dabei war mir dann schon jede der 100 Sticharten völlig egal. Nur vernünftig gerade sollte der Rock bitte am Ende fallen.
Einmal einschlagen und dann umnähen wäre die ultimative Lösung gewesen. Dann aber fiel er nicht mehr locker und noch schlimmer: die Kante hob sich doch gar nach oben, als hätte man alles zusammengezogen und gerafft. Da gewann meine Verzweiflung schon mal die Oberhand. Und die Stunden flossen nur so dahin.
Die Wahl viel schlussendlich leicht. Nämlich mit der einzigen von 100 Stichen einigermaßen sitzenden Naht den Rock versäumen und möglichst gut einfassen und eben mal Fransen Fransen sein lassen. Das war die einzige Alternative und sieht jetzt auch nicht so schlecht aus. Das ist kurzum der neue Chic der Fitzkose.
Bin nun mal gespannt wie er den Alltagstest übersteht. Aber ich bin da völlig zuversichtlich. Die Zeit und die Nerven für dieses Teilchen sind schier unermesslich, das kann er sich jetzt nur für bedanken und sich gemütlich tragen lassen. SO.
Lasst es Euch gut gehen.