Der Grieche macht es sich nicht immer ganz einfach. Findet aber dennoch unter Zeitdruck einen schnellen Weg zur Lösung. So zumindest unser bleibender Eindruck nach einer umständlichen Reise nach Santorin.

„Bleibt es bei der morgigen Abholung vom Hotel um 7:45 Uhr?“
„Warum fragen sie?“ kam prompt die schnippische Gegenfrage der – zugegeben wirklich gut aussehenden (das ist für die meisten griechinnen keine kunst) – aber dennoch unnötig überschminkten Reisebetreuerin.
Und nicht nur dass sie uns bereits eine gute Viertelstunde, bis eben genau zum angegebenen Gesprächstermin am Nachbartisch warten lies, verärgerte uns. (keine ahnung warum und welche gruppenabfertigung sie da eigentlich anvisierte oder bevorzugte) Sie schien nun außerdem auch noch recht uninformiert zu sein.
„Wir fragen deshalb, weil sich dieser Termin noch vor einem Monat einen Tag nach hinten verschoben hatte und wir darüber Bescheid erhielten das der Grund eine Fahrplanänderung der Fähre wäre. Nun wollten wir nur sichergehen dass der Abholtermin auch dementsprechend angepasst wurde und man darüber Bescheid weiß.“
„Ach, SIE sind die Gäste nach Santorin.?
Natürlich stimmt die Zeit. Steht das nicht in ihren Unterlagen?“ Ging es auch schon gleich schnippisch weiter. (oder ist das ein griechischer sprachslang?)
„Ja, in den Unterlagen steht der Termin so drin, aber ….“
„Moment. Ich schaue noch mal.“
Ja, bitte sehr. Ist ja nicht ganz unwichtig. Und ihre Stimme senkte sich auch schon gleich etwas. Na geht doch. Ist auch gleich angenehmer. (dabei sehen die beiden anderen wartenden reiseagenturansprechpartnerinnen der mitbewerber an den nebentischen so nett und so sympathisch aus…)
„Ja. Sehen sie? Steht genau so da! “
„Na, dann ist ja gut.“
„Moment noch. Ich frage noch mal.“ Und sie griff zum Handy. Wie jetzt? Nahm sie uns etwa doch ernst?
Es folgte ein kurzes Gespräch hin und her. Dem war die Rücksprache nach Termin und Ort zu entnehmen, ansonsten natürlich unverständlich, weil: schööön griechisch – ich liebe es.
„Ja. Der Termin stimmt. Alles ist ok. Die Abholung machen nicht wir. Das macht Meeting Point Hellas.
Wollen sie noch etwas?“
„OK. Ja dann. Prima und danke und nein, das wäre alles.“
„Dann wünsche ich einen schönen Tag. Sie haben meine Telefonnummer in ihren Unterlagen. Falls etwas ist, sie können mich immer anrufen.“
„Vielen Dank. Wir hoffen das wird nicht nötig sein. Ihnen auch einen schönen Tag.“
Und den dürfte sie vermutlich an diesem Tag durchaus noch gehabt haben. Bereits der nächste Arbeitstag fing für sie deutlich stressiger an.
Mit dem Hotel handelten wir für den nächsten Morgen ein zeitigeres Frühstück aus – Maria macht’s möglich – und warteten wie erforderlich 10 Minuten vor der Zeit brav vor dem Hotel.
Wer kam nicht? Meeting Point Hellas!
Über eine geschlagene Stunde in bereits voller Hitze (wir hatten solch ein glück mit dem wetter) warteten wir so lange bis dann die Fähre auch nicht mehr zu erreichen gewesen wäre. Gar nicht gut Meeting Point Hellas!
Und das mit dem Erreichen der Reisebetreuerin galt auch nur während der Geschäftszeiten. Ab neun Uhr! Da war das Auslaufen der Fähre, und ihre Mailbox bereits gut gefüllt.
Also zunächst ging es wieder zurück ins Hotel und es hieß abwarten. Auf gepackten Koffern. Unser Hotelchef Adam war da schon emsiger als wir es noch aufbringen mochten und versuchte nun selbst die Agentur zu erreichen. Dabei immer einen Blick auf uns und ein paar mal die tröstenden Worte: „Das ist Griechenland! Können sie nicht ändern. Wollen sie noch einen Kaffee?“ (marias geflügelte worte waren dann immer: willkommen in griechenland!“)
Noch einige Telefonate später, Adams nächste Verkündung:
„Ich habe auf alle Fälle ein neues Zimmer für sie. Ich bin ausgebucht, hier können sie nicht bleiben. Aber mein Freund, nicht weit weg, hat auch schönes Hotel und Zimmer für sie.“ Und wieder ein Telefonat. Ich verstehe nur den Namen der Reiseleiterin.
„Sie kommen in ein anderes Hotel. Ich bringe sie hin. Sie fahren morgen mit der Fähre nach Santorin.“
Und da hatte Adam noch nicht einmal selbst verstanden das das auch für ihn noch erhebliche Nebenwirkungen haben könnte. Verschob sich nämlich alles nach hinten, hatte er für eine Nacht ein Zimmer weniger vermietet und damit selbst Verlust.
Dies erklärten wir ihm, nach dem er uns beipflichtete doch für dieses Heckmeck wenigstens auf ein gratis Mietauto für heute zu bestehen, welches wir bereits bei Adam für in drei Tagen bei ihm bestellt hatten und nun auch sogleich wieder abbestellen mussten. Ich kann nicht sagen ob er dann nicht gar aufgebrachter war als wir. Und es folgte: wieder ein Telefonat.
„Sie werden vielleicht nach Santorin fliegen. Ich fahre sie jetzt zu dem anderen Hotel. Wenn ja, werden sie dort abgeholt.“
Das irrwitzige war auch, dass nach jedem Telefonat Adams mit der Reiseleiterin auch ein Anruf auf dem Handy meines Meisters erfolgte. Mit genau den selben Informationen.
Adam lies es sich nicht nehmen uns dann ins wenige Kilometer entfernte Hotel zu bringen und verband das auch noch mit einer Reisetour bei der er uns alle vier neuen Hotels einer Hotelkette empfahl. Da wäre das Marilisa Hotel zu nennen, den Namen der beiden anderen habe ich vergessen und das Letzte aus seiner Empfehlung, in das er uns gerade brachte, war das Sunset Beach Hotel.
Und auf den ersten Eindruck kann ich dies auch nur so bestätigen. Ein wunderbarer Pool, einen Zugang zum Meer mit kleinem, aber ruhigem Strand und einem sehr hellem in weiß gehaltenem Frühstücksraum.
Dort angekommen erklärt Adam schnell der Rezeptionistin die Vorkommnisse. Sie nickt nur, und Adam schnappt sich sogleich meinen Meister. „Kommen sie mal mit!“ Und sie verschwinden nach draußen. Nach kurzer Zeit höre ich ihre Stimmen unten im Keller. Kurzer Hand später kommen sie eine hintere Treppe wieder rauf. Und sogleich folgt der nächste Anruf für Adam in der Lobby. Erleichtert legt er auf.
„Es ist alles geregelt. Sie fliegen. Es kommt gleich ein Taxi und holt sie ab.“
Eine Minute später dann das Gespräch mit dem Meister am Handy.
„Ja, alles klar. 11.00 Uhr geht der Flieger. Wir wissen bescheid. Wir warten.“
Adam grinste nur noch: „Das habe ich mir gedacht. Kann ich ihnen sagen warum. Ist eine einfache Rechnung für diese Agentur. Kommt sie billiger. Ich habe das gewusst.“
Und dann folgt noch ein Gespräch mit anderen wartenden Gästen in der Lobby wo es denn heute hin ginge: ‚Ahh, ein Ausflug. Wohin? Auf ein Piratenschiff? Schön.‘, bevor Adam sich wieder in sein Auto schwingt und zurück fährt. Wo Adam ist, ist immer vorn.
„Vergessen sie bitte nicht das wir das Mietauto jetzt nun doch in drei Tagen brauchen.“
„Weiß ich schon.“
Vielleicht verging eine Stunde bis das Taxi kam, ich weiß es nicht mehr genau. Wir vertrieben uns die Zeit damit abwechselnd durch das schöne Hotel zu schleichen. Ich hatte dabei leider keinen Apparat dabei um auch gleich mal den Strand zu fotografieren. An so etwas denkt man in dieser Zeit einfach nicht. Aber der Hof mit dem Pool sowie der Strand waren menschenleer und luden zum verweilen ein … wie schade. Absolut beste Reisezeit!
Am Flughafen angekommen nahm uns auch gleich eine Betreuerin in Empfang mit den Worten:
„Sie bekommen von mir gleich alle Unterlagen. Sie fliegen jetzt nach Athen.“
Sie hatte sich in der Hektik bestimmt vertan.
„Nach Santorin.“ meinte ich, wäre richtig.
„Nein. Sie fliegen nach Athen. Und dann nach Santorin.“
Na, das ist ja ganz toll. Und das sagt sie auch noch so trocken Einer mit Flugangst! Na Bravo. Schluck. Noch ein Flug mehr? Himmel hilf. Für’s erste bin ich sprachlos.
„Es ist wichtig das sie ihr Gepäck selbst wieder abholen und dann neu einchecken. Mit ihrem Gepäck müssen sie danach neu an den Schalter. Vergessen sie nicht ihr Gepäck selbst vom Band zu holen!“
Sie legt dabei noch eine Schrittgeschwindigkeit vor, da komme ich nicht weiter zum nachdenken. Auch gut so.
Sie rennt mit uns zum check in Schalter. Schnell die Ausweise raus. Bordkarten liegen schon bereit und sind in unserem Fall lediglich zwei ausgedruckte Papierseiten mit dem Strichcode. Gepäck schnell auf die Waage, Banderole dran und dann weiter zum durchleuchten.
Gott – haben wir jetzt noch was verbotenes im Handgepäck? Wir haben doch die Koffer nicht flüssigkeitengemäß gepackt. Warum auch, für die Fähre?
Wo sind jetzt die Waschtaschen drin? Und das kleine Taschenmesser? Eh‘ zu spät.
„Denken sie an ihre Koffer! Und sie müssen neu einchecken! Guten Flug.“
Es ist offenbar doch schon öfter vorgekommen, dass Gepäck herrenlos in Athen herumkreiste…
Und weg war sie auch schon wieder.
„The bottle! The bottle please!“ die Aufforderung der Personenkontrolleurin mit einem Fingerzeig auf unseren kleinen Koffer. Ach, ja, die halbvolle Wasserflasche war noch drin. Na gut, wenn’s weiter nichts ist – dann weg damit.
50 Minuten Flug von Kreta nach Athen. Das geht wirklich schnell und wir hatten dazu noch eine grandiose Sicht über Inseln und Meer. Und da rechts unten – Santorin. Winke Winke.
Die Stewardessen hatten hingegen so ihren Stress. Denn während es bei den deutschen Linien nicht mal mehr irgendwas im Flieger gratis gibt und dort nun ein eher entspanntes Stewardessenleben herrscht, sieht das bei den Griechen ganz anders aus. Zuerst werden doch tatsächlich für alle noch Startbonbons verteilt. Später dann kommt noch der Getränkewaagen durch den Gang. Und das alles bei eben diesem benanntem Kurzflug.
Ich war vielleicht geplättet und habe meinen Kaffee mehr als genossen. Nämlich gegossen. In mich hinein. Da hieß es dann urplötzlich in den hinteren Reihen: schnell sein.
Die Reisehöhe längst verlassen, die Landeklappen schon deutlich gerichtet und das Fahrwerk bereits draußen, sammelten die Damen immer noch routiniert die letzten Becher ein. 10 Minuten vor dem Aufsetzen saßen dann auch endlich die Stewardessen sicher im Sitz zur Landung. Griechisch reisen – einfach herrlich. Alles für die Passagiere.
Für mich zeugte das von einer ungemeinen Sicherheit in Flugzeug und Personal.
– der Flughafen von Athen –
Nun also Athen.
Mehr als den Flughafen bekamen wir ja davon leider nicht zu sehen.
Die Koffer waren schnell vom Band geholt. Ein leichtes, sind sie zusätzlich mit einer roten Banderole und der Aufschrift: ‚priority baggage‘ behangen. Danke. Mitgedacht.
Also neu einchecken und erst mal das richtige Gate finden. Der Flughafen ist echt groß! Ist es dann einmal im Keller gesichtet bleibt man auch gleich dort. Nun war es bereits Nachmittag.
Mit uns wurde die wartende Reisegemeinschaft nun auch immer internationaler. Eine Schweizer Familie, ein Grüppchen Asiaten – da war für mich nicht zu ermitteln wo sie her kamen, ein Ehepaar aus den vereinigten Arabischen Emiraten, auf ein bisschen Manga getrimmte bunte junge Japanerinnen, im kurzen Kleid und eine mit schwarzen overknee Socken und hohen, wirklich hohen Sandalen. Und auch Australier flogen mit uns in der Propellermaschine nach Santorin.

Ein ebenso herrlicher Sichtflug. Aber alles was mich wirklich ablenkt ist gut.

Dort gelandet wurden wir vom Reiseleiter mit einem großem Namensschild in der Hand freundlichst in Empfang genommen, schnell ein Gesprächstermin für den nächsten Tag vereinbart und schon wurden wir weitergereicht an den Kleinbusfahrer neben ihm, der uns ins Hotel fuhr.
„Ich war heute morgen schon mal am Hafen.“ sagte er uns dann im Bus auf englisch. „Dann erfuhr ich das sie heute nicht mitkommen. Aber jetzt sind sie doch noch hier.“
„Was für ein Tag! Wir hatten etwas Pech.“
„Egal. Sie sind jetzt auf Santorin. Sie haben Urlaub. Schauen sie auf das Meer. Sie werden schnell vergessen und sich dann erholen.“
Endlich. Santorin. Heute.

Lasst es Euch gut gehen.
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