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In den letzten Monaten habe ich mir viel Zeit genommen für’s Lesen. Und so habe ich auch endlich den dicken Wälzer von Emile Zola zu Ende bekommen, den ich bereits letztes Jahr im Sommer angefangen hatte. Das wurde nun auch höchste Eisenbahn. Aber bei diesem Buch ist ein pausieren gar nicht weiter schlimm, man kommt schnell wieder rein. Auch ein großer Vorteil.
Mein Kennenlernen mit Zola begann nicht auf die aller feinste Art.
Vor vielen Jahren kramte ich in einer Bücherei die Regale nach Lesbarem durch und nahm dann schließlich “Die Erde” heraus. Und wie immer, wenn ich ein neues Buch in der Hand halte, schlug ich es auf und las flüchtig über eine x-beliebige Seite. Und diese erste aufgeschlagene offenbarte mir sogleich die Worte:
”… wo die Schweine jetzt an der Regierung sind …”.
Dies war meine erste Begegnung mit Zola vor ungefähr 25 Jahren.
Und doch, oder gerade eben deswegen wurde ich auf ihn neugierig.
Das Buch “Die Erde” war mir als Klassiker ein Begriff. Zwar eilte diesem der Ruf einer nicht gerade leichten Lektüre voraus, aber das sozialkritische Thema fand ich doch recht spannend. Mitten aus dem Volk. Immer gut.
… ‘Mmhh, na versuchstes halt mal’, und ich nahm es mit.
Dieser Auspruch ist der Kommentar des erzürnten Vaters nach der Heimkehr von der Arbeit. Am Abendbrottisch im Familienkreis getätigt. Ziemlich derb, befand ich damals. Da hat Zola dem Volk aber mal richtig auf’s Maul geschaut und nichts beschönigt.
Dabei muss man bedenken wie alt diese – seine – Klassiker sind und dabei doch so aktuell wie nie.
Leider kann ich mich heute an rein gar nichts weiteres aus diesem Buch erinnern, da ich es auch nicht über die ersten 100 Seiten schaffte zu lesen. Allein – der Wille war da. Aber am Ende war es mir dann doch zu zäh. Und sicher auch zu unverständlich.
Und heute? Eine erneute Chance für Zola. Nicht mit dem gleichen Buch, aber immerhin.
Meine Mutter, ein großer Fan Zola’s und auch stolze Besitzerin des 20er Zyklus, hört mit ihren Begeisterungsstürmen über Zola und dessen Werke gar nicht mehr auf. Also pickte ich mir jetzt mal das von ihr empfohlene Buch “Ein feines Haus” aus dieser Sammlung heraus.
Und erst im Urlaub hat man dann mal die Zeit in einem Ritt durch dieses Buch zu kommen. Durch über 500 Seiten.
Na denkste! Ich habe dann doch noch viel länger gebraucht, und zwischendrin auch noch mal zu einem anderem Buch gegriffen.
”Ein feines Haus” ist der 10. Band dieser Serie. Aber jedes Buch lässt sich auch als einzelnes Werk gut lesen, denn es ist für sich in der Geschichte abgeschlossen.
Der Originaltitel des Buches im französischen bezeichnet bei korrekter Übersetzung eine Gemüsesuppe. Eine bunte Bouillon. Das ist ein gut vorstellbarer Begriff für den Inhalt des Buches. Quer durch den Gemüsegarten findet sich in diesem Haus alles an, was das Leben hervorbringt. Und dann trügt der äußere Schein über die tatsächlichen Ereignisse hinter verschlossenen Türen gern hinweg.
In dem Buch wird genau hinter diese Fassaden geschaut und alles offenbart was man gern verschwiegen hätte. All der ganze Prunk von üppigen Festen und deren aufgehübschten Gastgebern fällt grausam ab, geht es dann wieder aus den feinen Salons in die heimische karge Küche.
Also der Titel “Ein feines Haus” will hier sarkastisch verstanden werden.
Zola beschreibt in seinem 1881/82 verfasstem Werk die gar nicht feinen bürgerlichen Verhältnisse und schreckt keinesfalls vor sehr viel Derbheit zurück. Vornehm war da nicht sehr viel. Nicht die Umgangsweise mit Angestellten und auch nicht derer untereinander.
Und erschreckend war für mich, dass diese Geschichten gar nicht mal so weit weg von den heutigen sind. Ist es doch erst ein paar Jahre her, dass sich ganz öffentlich auch vermeintlich gut situierte Leute mit einer Angestellten über Bananen- und Joghurtklau stritten! Um nichts anderes geht es auch schon bei Zola. Da hat sich seit 1881 also nicht so viel dran geändert. Vielleicht nur das Corpus Delicti und das man damals noch die Chuzpe besaß sein Personal persönlich zu beschimpfen, und nicht über Zettel am Kühlschrank. Aber: DA darf man schon mal modern sein!
Bei Schweinen und Konsorten darf man mit Allem rechnen.
Hier findet ihr eine Übersicht über die Bücher der Serie. Im übrigen gibt es hier für alle elektrischen Leser die gesammelten Bände für kleines Geld.
Macht Euch ein schönes Wochenende und geht um Himmels Willen wählen! Nutzt Euer Wahlrecht und Eure Stimme!
Lasst es Euch gut gehen.