Nun haben die Schulferien begonnen, und demzufolge tummeln sich schon einige Urlauber entweder am Strand oder in den Bergen. Ein anderer Teil sitzt vielleicht schon auf gepackten Koffern oder befindet sich noch in der Planung.
Ich habe so langsam auch große Lust auf Luftveränderung. Der Sommer kann in der Großstadt sehr anstrengend sein mit rauchenden und telefonischen Aktivitäten auf Balkonien bis weit nach Mitternacht. Das nennt man dann wohl ignorantes Nachbarschaftsverhältnis (und eigentlich sollten diese nachbarn recht froh sein wenn ich dann fast fluchtartig mein domizil verlasse, denn das spricht dann eher für deren schutz des körperlichen wohlbefindens, denn meines).
Ich habe heute große Lust auf Urlaub mit Strand UND Bergen. Und ich glaube ich werde dabei schon richtig übermütig. Denn angesichts alter Urlaubsfotos überkommt mich das dringende Gefühl nach einer Wanderung. Einer Wanderung durch hohe Berge. Richtig hohe Berge.
Aller paar Jahre ist es nämlich wieder soweit, da ergreift mich der Ruf des Paklenica Gebirges. Ich weiß auch nicht genau warum. Aber ich könnte gleich loslaufen. Na ja, heißt eher loskraxeln. Das gute nach ein paar Jahren ist ja – der Mensch vergisst die körperlichen Anstrengungen, das Hitzegefühl und all die Blessuren und damit dann auch den insgeheim abgelegten Schwur: ‘nie wieder!’
Also: mal wieder alles auf Null.? Und bei einer gedanklichen Urlaubsplanung kann man dann schon mal wieder mutig über kommende Aktivitäten nachdenken.
Nichts wie ab in die kleine Paklenica Schlucht!?
Als Flachländer ist diese Schlucht ein anspruchsvolles Unterfangen. Zusätzliche Selbstüberschätzung, nachdem man schließlich schon die große “velika paklenica” Schlucht mehrfach erfolgreich durchwandert hat, lassen einen dann die Hinweisschilder “For experienced mountaineers only” an der kleinen “mala paklenica” richtig kalt. Die Frage ‚ob man denn schon mal hier war‘, von der Kassiererin am Eingang, hört man dann auch nur noch halb. – ja klar, wir kennen uns aus … – na ja
Macht man Urlaub in Kroatien, dann kommt man an zwei Dingen einfach nicht vorbei. Das sind einmal die Plitvicer Seen und zum anderen ist es das Paklenica Gebirge. Und der erste Eingang zum Paklenica Nationalpark geht in die große Schlucht. Diese ist für die allermeisten Touristen der beste und leichteste Weg zum Wandern. Er ist auch nicht ganz anspruchlos, es sind einige Höhenmeter über große Stufen zu überwinden, aber das ist auch für alle Nichtwanderer gut zu meistern. Da braucht es nur etwas mehr Puste und Wasser. Dieser Einstieg ist aber gut touristisch ausgebaut, es sind breite Wege und außerdem gibt es ausreichend Rastplätze und auch Quellen zur Frischwasseraufnahme. Obendrein wird jeder Besucher vom Parkplatz mit einem kleinen Bus bis direkt zum Eingang gefahren und auch wieder zurück.
Diese große Schlucht hat in den Sommermonaten nur einen großen Nachteil: sie ist schrecklich überlaufen. Unter anderem auch deshalb, weil sie eine beliebte Kletterschlucht ist. Und auch von diesen Climbern gibt es dort schon so viele, dass manche regelrecht anstehen müssen um eine bestimmte Route hoch zu können, wie wir beobachteten.
Die zweite kleine Schlucht hingegen, die Mala Paklenica, ist dagegen die pure Naturschönheit. Da ist nichts ausgebaut, nichts begradigt oder beschönigt. Sie ist ein reines Flussbett. Mal breit, mal schmal. Steinig, felsig, schroff, mit teilweise unmittelbar riesig hohen geraden Wänden. Und: sie ist absolut still. Und das ist überhaupt das Größte und überwältigenste an ihr. Diese Ruhe nimmt einen gefangen, denn ich erlebe in ganz Kroatien sonst keine absolute Stille. Selbst da wo kein Mensch lärmt, hört man immer das Meer. Und das Wellenschlagen ist auch nicht zu unterschätzen, was den Lärmpegel angeht.
In der kleinen Schlucht soll es die vielfältigste Pflanzen- und Schmetterlingsansammlung geben und ab und zu wäre wohl auch mal ein Bär gesichtet oder gehört worden. Nachts ist sie also als Übernachtungsort für Wildcamper nicht zu empfehlen. Auch wegen der Schlangen wird davor gewarnt. Da hat schon so mancher Camper am nächsten Morgen einen Übernachtungsgast in seinem Schlafsack vorgefunden. Tagsüber allerdings ist sie ein Traum. Auch wegen der vielen bunten Schmetterlinge.
Trifft man in der kleinen Schlucht vielleicht noch am Parkplatz oder am Kassenhäuschen auf andere Urlauber, verliert man diese aber in kürzester Zeit aus den Augen. Dann, wenn jeder sein eigenes Wandertempo gefunden hat, ziehen sich alle Grüppchen weit auseinander. Nur durch den Hall der Schlucht kann man sie auch viel später manchmal noch hören. Meist dann, wenn die Wegmarkierung übersehen wurde und man nicht weiter kommt und wieder ein Stück zurück muss. Da hört man zwischen den riesigen Wänden ein lautes “Hier! Hier lang!!”
Die Schlucht braucht Ausdauer und einiges an Kraft. Und das verrückte: auch bei unserem zweiten Besuch stellten wir sehr erstaunt fest, dass das Umkehren, trotz so beschwerlichem Aufstieg, viel schwerer fiel als doch ‘einfach’ weiter zu klettern. Unvernunft gegen Aufgabe.? Es schwingt auch immer die Neugier mit, wie geht es nach der nächsten Flussbiegung weiter? Wie sieht es dahinter aus?
Unser großer Fehler war auch, dass wir zu spät los sind und zudem eine Autofahrt von über einer Stunde von unserer Unterkunft bis zum Paklenica Gebirge hatten. Somit war es schon fast Mittag als wir in Seline und dem Eingang zur Schlucht ankamen. Wir hatten ausreichend festes Schuhwerk an, glaubte ich, und 2 Wasserflaschen von je 1 1/2 Liter und Kopfbedeckungen mit.
Der Weg fängt gemächlich an und steigert sich dann gewaltig.

Der Plan war: einen Rundweg von der kleinen Schlucht in die große Schlucht abzulaufen. Ja, auch einige Höhenmeter zu überwinden, aber lt. Beschreibung ‚alles über Wanderwege‘ und ‚keine Seile vonnöten‘. Zudem war dieser Rundweg mit 5 Stunden angegeben – also machbar.
Da haben wir den Eingang passiert und werfen einen kurzen Blick zurück auf den Parkplatz. Noch ist der Weg recht unspektakulär. Da geht es gemächlich voran.
Dann wird er schon etwas schmaler und man muss hintereinander laufen. Unmerklich steigt er weiter und weiter an. Rechts ist das Flussbett gut zu sehen. Hier geht es noch nebenher, wird dann ein paar mal überquert, später geht es dann nur noch durch das Flussbett. In den Sommermonaten ist das aber keine Gefahr, da ist es leer. Anders zur großen Schlucht. Dort führt der Fluss immer Wasser und ist herrlich zum Füße kühlen.

Auch diese Wege lassen sich noch sehr gut laufen.

So, und hier erkennt man schon beim Rückblick die ersten überwundenen Höhenmeter und man braucht sich nicht mehr über die ersten Schmerzen in den Beinen zu wundern. Da bleibt für eine Weile ein erstaunter Gesichtsausdruck – und weiter geht’s.
Noch sieht alles sehr flach aus. Und auch das Flussbett hat noch seine gemütliche Position. Der Einstieg zieht sich die ersten Kilometer sehr dahin und es wird hin und her gewechselt. Mal ist der Fluss auf de rechten, mal auf der linken Seite.

Und spätestens jetzt wird es lustig. Gutes Schuhwerk ist Voraussetzung und ab ins Flussbett. Da geht es ab jetzt kaum noch raus. Und es geht in die hohen Wände.
Und dabei wird es immer schwiriger auf den Weg UND die Markierungen zu achten, die den optimalen Weg anzeigen.



Und dann geht es auch irgendwann ans Klettern. Das ist ein Blick zurück nach unten. Die Felsabstände sind so groß, dass man sich nur an diesem Drahtseil hochziehen kann. Ohne gegenseitige Hilfe schon kaum machbar. Hier geht es ein Stück aus dem Flussbett nach oben. Die Felsenge wird ene Weile auf dem angrenzenden Weg umgangen.
Viele Wanderer drehen hier nach einer kleinen Rast mit Picknick auch wieder um. So taten wir es bei unserem zweitem Besuch. Bis zu dieser Stelle brauchten wir in aller Ruhe ca. 1 1/2 Stunde.
Das sieht erst mal nach Entspannung aus, die Felsen versprechen aber schon wieder Anstrengung und Kletterei. Viele von ihnen liegen auch lose. Also immer schön konzentriert bleiben – auf Markierung und auf jeden Fußtritt.
Seht ihr die deutliche Markierung? Ja, dann wisst ihr ja wo der Weg weitergeht … einfach mal ab durch die Mitte immer noch am Rand des Flussbettes lang.
Und wieder runter schon ist man wieder mittendrin im Flussbett.
Dann wird es Zeit für eine Rast.
Der nächste Abschnitt läuft sich wieder anders. Jetzt rutscht man die ganze Zeit auf Kieseln.
Und jetzt? Richtig. Wieder klettern. Jawohl, dies ist ein Wanderweg. Allerdings wird die Strecke – auch deswegen – mit einem Schwierigkeitsgrad 4 von 5 ausgewiesen.


Durch all diese großen Brocken musst du kommen …
… um wieder auf normalen Wegen gehen zu können und diesen Anblick genießen zu können.
Die Geister streiten sich ob es denn nun 680 Meter oder 707 sind. Halt irgendwas dazwischen wahrscheinlich. Lohnen tut sich dieser Aufstieg auf alle Fälle.
Dann sind es noch ein paar Schritte zur Hochebene. Über diese führt der Weg in die große Schlucht. Über Serpentinenwege steil nach unten und zurück nach Seline.
Später fand ich auch zu dieser Tour unterschiedliche Angaben zur benötigten Zeit. Die teilweise besagten 8 Stunden treffen es am ehesten. Obwohl wir viel zeit für Pausen brauchten und auch nicht die schnellsten Läufer sind brauchten wir auch ungefähr diese Zeit.
Angekommen auf der Hochebene war es bereits 17.00 Uhr. Und unsere Wasservorräte gingen zur Neige, das war eigentlich das schlimmste. Denn obwohl es eine große Höhle gibt, an der en Wänden Wasser abläuft welches dann von hingestellten Schüsselchen aufgefangen wird, waren bei uns alle leer. Also kein Wasser zum Nachfüllen.
Erst als wir in der großen, der „Velika Paklenica“ Schlucht ankamen, konnten wir an den bekannten Quellen nachtanken. Wir haben fast drunter gebadet.
Naürlich war der letzte Bus, der ab 18.00 Uhr seine Fahrten einstellt weg, und wir mussten noch bis Seline zurück zum Auto laufen. Wir waren an diesem Abend so knülle. Gegen 20.00 saßen wir im Auto und fielen in der Unterkunft nur noch ins Bett. Ab der Hochebene gibt es auch aus diesem Grund keine Fotos mehr. Da funktionierten nur noch die Urtriebe.
Das Fazit: ein paar Kratz- und Schürfwunden, ein ausgewachsener Muskelkater für die nächsten Tage und für die nächsten Wochen eine leuchtend blaue Zehe blieben zur Erinnerung . Aber wir waren besselt von diesem Erlebnis. Und natürlich Stolz und glücklich es von Meereshöhe bis ganz nach oben geschafft zu haben.

Und auch wieder hinab.
Da unten direkt am Meer liegt Seline und da steht auch das Auto. Also auch der Rückweg will noch bewältigt werden, der ist nicht minder zu unterschätzen. Zum Glück fanden wir noch Ersatzspazierstöcke, sonst hätten wir uns abwärts noch ein paar mal hingesetzt auf einen losen Steinweg.
Und nun juckt es gar wieder in den Zehen, nochmal dahin zu wollen. Na mal sehen.
Für alle naturbegeisterten Kroatien Urlauber ein feines Plätzchen für einen etwas anderen Urlaub.
Lasst es Euch gut gehen.
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