
Es ist auch schon wieder eine ganze Weile her, dass ich dieses Buch las. Aber eben auch genau daran kann ich heute feststellen, dass es eins dieser Bücher ist, die “hängen” bleiben. Es gibt andere wirklich gute Bücher, die mich je nach Stimmung oder Thema zum passenden Zeitpunkt begeistern, deren genauen Inhalt ich aber dann doch nach kürzester Zeit wieder vergessen habe. Nicht jedoch dieses.
Alles um uns herum wird hektischer, die Anforderungen werden immer größer. Ob nur subjektiv wahrgenommen oder statistische Realität, ist da eher nebensächlich. Alle wollen und müssen wir im großen Strom gleichmäßig mitschwimmen und sind dazu angehalten möglichst auch noch einige abzuhängen. Nur das Wollen und das Können sind da oft wie Hund und Katz. Und dann ist man plötzlich verrückt. Ganz schnell, quasi über Nacht. Und nichts funktioniert mehr. Aus und vorbei.
Das Buch “acht Wochen verrückt” ist eine herrlich traurig schaurige Komödie darüber.
Natürlich geht das ‘verrückt werden’ nicht über Nacht. Im Nachgang ist sehr genau zu erkennen das alles seine Vorgeschichte hat. Und meist ist das eine längere.
Und dann stellt sich plötzlich die große Frage: Was ist denn eigentlich normal? Und eine Antwort darauf ist nicht zu geben.
Es gab bisher kaum ein Buch was mich gleichzeitig zum weinen und so sehr zum herzlichen Lachen gebracht hat wie das von Eva Lohmann. Ist ihre autobiographische Geschichte doch auch so mitten aus unserem Leben und mitten aus unserer ‘normal arbeitswütigen’ Gesellschaft und kann uns alle zu jeder Zeit betreffen. Wenn wir nicht mehr können ist das noch lange kein ‘klein beigeben’ sondern meiner Meinung nach auch eher die Chance zur Erkenntnis wie es besser gehen kann.
Und apropos “verrückt”:
Einmal dieser Tage zum späten Nachmittag durch das Uni-Klinik Gelände mit dem Auto gefahren und die Frage danach war für mich beantwortet! Dort sind sie in echt anzutreffen und live zu erleben. Sie sammeln sich zu Hauf, die ganz Verrückten, und machen sich dann in der Gruppe davon.
Sie sind äußerst schlecht erkennbar und schnell unterwegs. Daher auch nicht so einfach zu finden und sehr spät auszumachen. Aber diese Spezies hat eins gemeinsam: achtet auf diese schwarz verhüllten Sattelwärmer auf ihren unbeleuchteten Zweirädern ohne halbe Kokosnuss auf dem Haupt.
Das sind sie! Und man zählt sie, jedenfalls nach modernen Maßstäben, auch noch zu den Hochintelligenten. Es sind ALLES Medizinstudenten!
Ist das zu glauben? Wenn diese Jungs und Mädels nicht einmal Verantwortung für ihr eigenes Leben übernehmen können, wie wollen sie es denn dann für Ihre Patienten tun, frage ich mich??
Wer ist verrückt? Was ist normal?
Ein wunderbares Buch. Sehr zu empfehlen.
Lasst es Euch gut gehen.
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