1997 fuhren wir das erste Mal nach Krotien.
Bei dieser Fahrt war es noch ein Erlebnisreisen durch unterschiedliche Welten. Dörfe und Städte zeigten uns ihre Verwundungen des Krieges. Angeschossene Häuser, manche halb zerfallen. Sicher wollten ihre Bewohner der unglaublich sinnlosen Selektierung nicht einfach so nachgeben. Angrenzende Nachbarhäuser hatten zum Teil nicht mal Kratzer im Wandputz.
Dann wieder zeigte sich Kroatien mit seinen Serpentinen, geschlungen um Berge und Täler, von seiner zauberhaftesten Seite.
Damals dauerte so eine Fahrt noch eine halbe Ewigkeit. Kroatien hatte nur wenige Autobahnen und erst recht keine auf unserer Fahrtroute.
Die Streckenführung bis ans Meer brachte uns nach Slowenien auf Fernstraßen, die an Dorfpisten erinnerten, die man lieber nur mit dem Traktor befahren möchte, wenn man sein Auto liebt.
Aber die Straßen hatten auch ihre Vorteile.
Erstens waren sie menschen- und autoleer [vielleicht fuhren wir immer an günstigsten wochentagen], zweitens waren sie idyllisch, und drittens oftmals nur mit 30 km/h zu befahren, um die Idylle zu genießen.
So lernten wir in aller Gemütsruhe neue Landschaften kennen und stellten zudem unsere Zweisamkeit auf die harte Probe, wieviel Streit sie denn beim Straßenkartenrätseln so verträgt.
Der Anblick eines Ortsschildes hat uns nie wieder so glücklich gestimmt.
Das hielt dann ungefähr so lange an, bis wir über Stunden einsam durch flaches Indianergelände kullerten und der Tank leer wurde. Und wir nicht mal eine Ahnung hatten wo und wann der nächste Ort kam. Und wir so generell blöd in die Gegend schauten und uns fragten wo denn hier eigentlich das viele Wasser sein soll.
Jetzt wollte auch die Karte nicht mehr mithelfen. Sie hatte nicht vorgesehen das in diese Einöde Touris kommen.
Wir verfeinerten später diese Karte. Wählten nicht mehr die kürzeste, sondern die schnellste Strecke.
Was jetzt nicht den gravierenden Unterschied brachte. Nun tuckerten wir einer Schlange von Campern hinterher. Auf Serpentinen. Ohne Straßenbegrenzungen. Berge hoch und runter. Zwischendrin auch mal ein 40 Tonner.
Die 40 hatten wir auch. Als Temperatur im Auto. Ohne Klimaanlage und bei geringem Tempo. Da hilft auch kein Dachfenster und Lüfter mehr.
In der nächsten Kurve einmal um die Berge geguckt. Kein Gegenverkehr. Gang runter, Gas geben und an der Schlange vorbei. Und das war das erste und einzigste Mal, dass ich in den Augen meines Meisters rechts neben mir einen Anflug von Angst sah. Und er hielt sich verdächtig stark am Türgriff fest.
Ich gebe zu, die 50 Meter, die mindestens neben uns tief ins Tal gingen, waren schon beeindruckend. Und landschaftlich richtig schön.
Ja, Kroatien hat es uns am Anfang nicht ganz leicht gemacht, was die Anreise betraf. Alles andere hat von Anfang an gestimmt.
Die Menschen waren direkt, etwas stur, aber immer herzlich. Alle Orte, die wir besuchten, wunderschön. Das Wasser ist das sauberste, klarste der Welt. Es war Liebe von Anfang an.
Heute gibt es neue Autobahnen. Eine geradewegs an der Küste entlang, bis nach Dubrovnik. Trotzdem sollte man später bei Ausflügen mehr Zeit mitnehmen und nur die Adria-Magistrale benutzen. Sie führt immer direkt am Meer entlang und ist die wunderschönste aller Straßen.
Kroatien hat es immer noch nicht leicht. So viel muss noch getan werden. Daher sind auch nicht alle wild begeistert vom Eintritt in die EU. Die Kroaten sind ein stolzes Volk und sehr gastfreundlich. Sie wollen geben, nicht nehmen. Vielleicht hätten sie noch mehr Zeit dazu gebraucht.
Aber ich bin zuversichtlich. Sie werden es schaffen und ein gern gesehenes Mitglied sein.
Und so herzlich wie uns Kroatien empfing, möchte ich heute das Gleiche tun.
Dobro došla Hrvatska.

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